Eigentlich wollte ich für euch kurz ein Liste meiner wichtigsten Hilfsprogramme erstellen, die mir helfen, effizienter am Computer zu arbeiten. Dabei haben mich aber meine Gedanken übermannt – anstatt nur eine Liste sinnvoller Hilfsprogramme zu erstellen, sind Überlegungen dazu herausgekommen, wie ich meine Arbeitweise am Rechner allgemein verbessern kann. Da euch das wahrscheinlich ebenso betrifft wie mich, möchte ich euch das nicht vorenthalten:

Basis meiner Gedanken: der Computer ist für mich das Hauptarbeitsmittel. D.h. ich verbringe acht oder mehr Stunden am Tag vor einem Gerät, das mir meine Arbeit erleichtern soll. Aber tut es das tatsächlich? Führt arbeiten am Computer dazu, dass wir mehr Arbeit in weniger Zeit erledigen können? Ein paar Überlegungen:

Als Webdesigner und -developer ist es meine Aufgabe, funktionierende Webseiten zu bauen. D.h. ich entwerfe und realisiere Kommunikations- und Interaktionsmedien. Das hat in der Vorstufe eigentlich gar nichts mit der Arbeit am Rechner zu tun. Ob ich jetzt ein Konzept mit Stift und Papier zeichne, ober ob ich es am Rechner gestalte, ist für mich und meinen Kunden beim Entwickeln der Zielsetzung und Lösungsvarianten gänzlich uninteressant. Wesentlich ist dazu nicht das Arbeitsmittel, sondern Denkvermögen und Kreativität. Die Gestaltung des Produkts ist dabei nicht so wichtig wie die Gedanken, die dahinterstehen.

Das wesentliche Problem bei der Arbeit am Computer ist, dass ich mich dabei einem Programm und dessen vorgegebenen Gestaltungs- und Funktionsschranken fügen muss. Damit wird meine Lösungen immer nur so gut, wie es das Werkzeug bzw. meine Fähigkeiten im Umgang damit erlaubt. Die Arbeit mit einem Werkzeug, dass mir Schranken auferlegt, lenkt also meine Konzentration von der eigentlichen Aufgabe ab, weil ich mich auf einmal mit dem Problem „Programmbedienung“ beschäftigen muss. Deswegen ist es in diesem Teil des Prozesses enorm wichtig, mit den Werkzeugen zu arbeiten, die meinen Gedanken freien Lauf lassen. Das kann dann notfalls auch mal Stift und Papier sein, weil die im Gegensatz zu jedem Computerprogramm wunderbar flexibel sind.

Der Rechner hat natürlich trotzdem seine Daseinsberechtigung. Interessant wird der Rechner zum Beispiel dann, wenn es in der Entwurf um verschiedene Alternativen geht. Mal fix eine Kopie eines Entwurfs anlegen? Kein Problem: mit STRG+C und anschließendem STRG+V kann ich mir eine identische Kopie des Ausgängers erschaffen, die ich weiterentwickeln kann. Das hilft mir, Zwischenstände zu speichern und Alternativen zu entwickeln. Dort hilft mir also der Rechner, effizienter zu arbeiten, d.h. mehr Arbeit in derselben Zeit zu schaffen.

Ebenso hilft mir der Rechner meist, wenn ich eine spezifische Aufgabe leisten muss. Mir fällt gerade das Beispiel ein, eine Mindmap für einen Vortrag ausarbeiten zu müssen. Dafür gibt es Software, die die damit verbundenen einzelnen Arbeitsschritte digital abbildet und wesentlich vereinfacht, indem es die Grenzen der realen Welt aufhebt. In einem Mindmap-Programm zum Beispiel kann man ohne weiteres ganze Teilstrukturen der Mindmap hin- und herschieben, um die logische Struktur zu verbessern. Bei der Arbeit mit Stift und Papier geht das nicht, dort müsste ich radieren oder die Mindmap von Hand neu schreiben – was mich wieder fünf Minuten von der eigentlichen Aufgabe – die Struktur der Mindmap logisch zu gestalten – ablenkt. Deswegen ist dort die Arbeit am Rechner mit einem entsprechenden Programm sehr sinnvoll und hilfreich, weil ich damit bessere Arbeit leisten kann.

Die Frage ist also: welches Programm schafft es, mir bei der Arbeit a) keine Schranken aufzuerlegen und b) mir flexibleres Arbeiten als die Realität zu ermöglichen? Welches Programm schafft es, dass ich mich besser auf die eigentliche Aufgabenstellung konzentrieren kann? Welches Programm das auch immer für eine spezielle Aufgabe schafft, ist über kurz oder lang sein Geld wert, wenn ich damit am Ende in kürzer Zeit mehr oder bessere Lösungen schaffen kann. Das ist der Mehrwert, den uns der Rechner immer bieten muss, damit er sich als Arbeitsgerät lohnt.

Wie ist das bei euch? Kommt ihr mit euren Programmen zu Recht? Arbeitet ihr am Rechner, weil ihr müsst, oder arbeitet ihr mit dem Rechner, weil ihr damit besser arbeiten könnt? Ist „Stift und Papier“ für euch eine gültige Alternative als Arbeitsmittel? Wählt ihr manchmal bewusst Stift und Papier?